Der Geehrte war von 1991 bis 2003 Präsident des deutschen Caritasverbandes. Bischof Heinrich Timmerevers würdigte in seiner Eröffnungsrede Prälat Hellmut Puschmann als Glücksfall für Kirche und Caritas, der sich zeitlebens als Mensch und Priester für eine gerechte und solidarische Gesellschaft einsetzte. Die Aufgaben, die ihm angetragen wurden, habe er immer mit Leidenschaft und Tatkraft ausgefüllt. Als er Präsident des Deutschen Caritasverbandes wurde, war das für einen Menschen mit ostdeutscher Biographie Anfang der 1990er Jahre noch sehr ungewöhnlich. Auch er selbst habe damals zu den Zweiflern gehört, ob er das schaffen könne. Doch das sei völlig unnötig gewesen. Es habe sich alsbald gezeigt, dass Hellmut Puschmann durch seine Berliner Zeit bestens auf dieses Amt vorbereitet war und er sich als Brückenbauer zwischen Ost und West erwies. Puschmanns Antrieb war immer, die Caritas als Ausdruck der Liebe Gottes am Menschen in die Gesellschaft zu tragen, betonte der Bischof. Wie wir das am besten bewerkstelligen, bewege uns Christen in einem Land, in der wir eine Minderheit sind, heute umso mehr. Das war dann auch das Thema der Festakademie. Akademiedirektor Dr. Thomas Arnold begrüßte im gefüllten Bischof-Gerhard-Saal als Gesprächspartner dazu Bundesminister a.D. Franz Müntefering, Caritas-Präsident Prälat Dr. Peter Neher, Staatssekretärin Regina Kraushaar vom sächsischen Sozialministerium und den Präsidenten der Katholischen Hochschule Berlin, Professor Ralf-Bruno Zimmermann.
Bundesminister a.D. Franz Müntefering wies vor allem auf die Ressource Zeit hin, die bei den ökonomischen und technologischen Entwicklungen heute immer wertvoller werde. In unserer Gesellschaft sei es sehr verführerisch, sich einfach treiben zu lassen und nur im "Jetzt" zu leben. Doch vielmehr komme es auf Selbstbestimmung und Mitverantwortung an, dass beim Einzelnen gefördert und gefordert werden müsse. Dazu komme es in unserer komplexer werdenden Welt, so Müntefering, immer mehr darauf an, sich füreinander Zeit zu nehmen. Das zeige sich insbesondere in Grenzsituationen wie beispielsweise in der Palliativ- und Hospizarbeit. Zeit ist hier die Ressource, um ein menschliches Sterben zu ermöglichen.
Caritas ist Anwältin der Menschen
Die Herausforderung der Caritas sei heute, sich den finanziellen Zwängen zu stellen und mit den Spannungen umzugehen, betonte Caritas-Präsident Dr. Peter Neher. Wirtschaftliche Vernunft dürfe nicht mit Barmherzigkeit ausgespielt werden. Beides hängt unmittelbar zusammen. Er verstehe die Caritas-Unternehmen als Teil des Marktgefüges, der den Wohlstand und die soziale Gerechtigkeit für jeden Menschen vermehren solle. Die Caritas sei damit auch Anwaltin der Menschen, die am Rand unserer Gesellschaft stehen. Ihr Auftrag ist, so Neher, auf Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen aufmerksam zu machen. Andererseits dürfe soziale Arbeit auch kein Selbstzweck sein. Der Mensch brauche soweit Unterstützung, dass er sein Leben wieder selbst gestalten kann. Neher legte den Einrichtungen nahe, Entscheidungen transparent und nachvollziehbar zu gestalten. Die entscheidende Frage für Kirche und Caritas ist letztlich: was tun wir für Gottes Wirken in der Welt? Eine Antwort könne darauf sein, dass wir in unseren Unternehmen christliche Werte leben und vorleben.
Sebastian Kieslich