Menschen in einer Armutssituation brauchen verlässliche Hilfe.Oppitz / KNA
"Die Armutsquote in Sachsen liegt bei 16,1 % (Deutschland 15,7). Gleichzeitig stehen viele Hilfesuchende vor schier unüberwindbaren Hürden in unserem Unterstützungssystem stehen", warnt die zuständige Caritas-Referentin für die Allgemeine soziale Beratung, Dr. Johanna Rautenberg. "Die zunehmende Digitalisierung und Unübersichtlichkeit des Antragswesens machen es für Betroffene noch schwieriger, ihre Rechte wahrzunehmen." Es gelte, die Türen offen zu halten und die Menschen nicht im Stich zu lassen.
Aktuelle Herausforderungen
Im Zuge gestiegener Energie- und Lebenshaltungskosten und zunehmender prekärer Arbeitsverhältnisse ist der Beratungsbedarf bei den Menschen stark gestiegen. Hinzu kommt die merkliche Verschlechterung der Erreichbarkeit staatlicher Anlaufstellen. Mitarbeitende in Behörden verweisen häufig auf die Beratungsangebote der Freien Wohlfahrt als einzige Möglichkeit für unbürokratische Hilfe und Unterstützung.
"Wir müssen uns dringend mit der Tatsache auseinandersetzen, dass die Finanzierungsstrukturen der Sozialberatung nicht ausreichend sind", betont Johanna Rautenberg. "Fehlende staatliche Refinanzierung könnte bald dazu führen, dass Anlaufstellen der Allgemeinen Sozialberatung abgebaut werden. Das ist inakzeptabel!"
Beratung ist "Hausarztpraxis der Sozialarbeit"
Eine niedrigschwellige Sozialberatung fungiere als "Hausarztpraxis der Sozialarbeit", erläutert Dr. Rautenberg weiter, und biete Menschen in Not unverzichtbare Unterstützung. "Wenn diese Beratung wegfällt, verlieren viele Menschen die einzige Anlaufstelle für schnelle und unkomplizierte Hilfe. Ohne diese Unterstützung besteht die Gefahr, dass das Vertrauen in staatliche Institutionen langfristig erodiert."
Die Caritas rufe deshalb dazu auf, im Rahmen einer verlässlichen sozialen Infrastruktur den Basisdienst "Sozialberatung" zu implementieren und zu fördern. Nur so könne Armut effektiv eingedämmt werden und jeder Mensch die Hilfe erhalten, die er benötigt. Durch rechtzeitige Interventionen könne präventiv akute Notlagen abgewendet und auf diese Weise die Sozialsysteme entlastet und Folgekosten vermieden werden. Für die langfristige flächendeckende Absicherung der Sozialberatung als unabhängige, niedrigschwellige Anlaufstelle für Ratsuchende sei eine staatliche Regelfinanzierung auf kommunaler, Länder- und Bundesebene dringend erforderlich und sollte in den Sozialgesetzbüchern verankert werden.
Die Armutswochen
Der Deutsche Caritasverband, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Gesamtverein und der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) Bundesverband rufen jedes Jahr zu den Armutswochen auf. Die Armutswochen beginnen am 17. Oktober mit dem Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut und enden am 16. November, dem vom Papst ausgerufenen Welttag der Armen. In diesen Aktionswochen gegen Armut finden in vielen Ortsverbänden von Caritas, SkF und SKM bundesweit Veranstaltungen und Aktionen statt, die auf das Thema Armut und die Situation der Menschen in Notlagen aufmerksam machen sollen.
Die Allgemeine Sozialberatung
In diesem Jahr der Caritas-Armutswochen liegt der Fokus auf der Allgemeinen Sozialberatung (ASB). Diese Allgemeine Sozialberatung ist ein unverzichtbarer Grunddienst der Caritas und anderer Träger der Freien Wohlfahrtspflege. Sie ist offen für alle Menschen - unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung. Die ASB ist Anlaufstelle für Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen. In einem Erstgespräch klären die BeraterInnen die Problemlage. Sie lösen die akute Krise ihrer KundInnen. Bei weiterem Bedarf vermitteln sie in weiterführende Hilfeangebote. Doch diese Finanzierung ist nicht gesetzlich verankert. Aufgrund rückläufiger Kirchensteuereinnahmen und enger öffentlicher Haushalte wurde die Finanzierung einiger Beratungsstellen reduziert bzw. ausgesetzt. Das hat dazu geführt, dass ein Teil die Sprechstunden verringern oder sogar ganz schließenmusste.
Andreas Schuppert
Pressesprecher
Kontakt: Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, Dr. Johanna Rautenberg, Tel. 0351 4983732, E-Mail: rautenberg@caritas-dicvdresden.de